Sommer, Sonne, Fels

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Letztes Jahr an Ostern waren wir von der Jugendgruppe wieder unterwegs und diesmal hieß es: Sommer, Sonne, Fels in der Calanques von Marseille!

Mit den ersten Sonnenstrahlen des Donnerstagmorgen kamen wir in La Ciotat an und genossen am Strand unser erstes richtig französisches Frühstück, bestehend aus Baguette, Croissants und alten Käsebroten von der Fahrt. Anschließend ging es zum Campingplatz, der traumhaft schön am Meer in einem kleinen Pinienwald gelegen war, und mittags machten wir uns felshungrig auf in Richtung Marseille um die ersten Routen zu bezwingen.

Seillänge für Seillänge die nach Rosmarin duftende Wand hinauf

Nach der Warmkletterphase am Donnerstag ging es dann Freitag richtig zur Sache. Wir fuhren zur Cret Saint Michel in Morgiou, einer beeindruckend großen Wand mit mehrerern Mehrseillängenrouten verschiedener Schwierigkeitsstufen. Für einige von uns waren es die ersten Mehrseillängenrouten überhaupt und dementsprechend aufgeregt und erwartungsvoll waren wir alle. Seillänge für Seillänge kraxelten wir die nach Rosmarin duftende Wand hinauf und wurden mit einem herrlichen Ausblick über die für die Calanques typische Bucht belohnt. Nachdem wir uns abgeseilt hatten verschwand die Sonne bereits hinter den umliegenden Steinmassiven und wir beeilten uns zurück zum Auto und unter die wohlverdiente Dusche zu kommen. Der gesammelte Rosmarin wurde abends von uns experimentierfreudigem Jungvolk direkt im Kartoffelpürree versenkt.

Die folgenden Tage vergingen schnell mit täglich neuen Herausforderungen wie dem Einkaufen gehen in einem französischen Aldi, Kochen für acht ausgehungerte Kletterer auf nur zwei Herdplatten in einer Hütte von der Größe eines noblen begehbarem Kleiderschranks und das Überleben im rücksichtlosen und rasantem französischen Straßenverkehr.

Ein ganz neues Gefühl für den Fels

Auch klettertechnisch hatte der Urlaub natürlich einiges zu bieten! Obwohl die Hakenabstände anfangs vor allem für die von uns, die seltener draußen klettern, sehr gewöhnungsbedürftig waren, schafften wir es alle unsere Kletterleistung erheblich zu verbessern und ein ganz neues Gefühl für den Fels zu bekommen. Was am ersten Tag noch unmöglich schien, wurde nach einer Woche schon mutig im Vorstieg angegangen. Weder Sonnenbrände, noch Stürze oder Splitter konnten uns aufhalten.

Ein Highlight war die Besteigung des Le Bec, einer strahlend weißen 118 m hohen Kalksteinwand in Sormiou. Die Routen beginnen direkt am Wasser und führen teils senkrecht, teils überhängend und teils geneigt bis zum Gipfel, von wo aus man an drei Seiten das türkisblaue Mittelmeer überblickt. Traumhaft schön, wenn auch recht windig.

Nach dieser fels-und sonnenreichen Woche machten wir noch einen Abstecher in Elsass, aßen den obligatorischen Flammkuchen und fuhren erschöpft und glücklich mit sechzehn Baguettes als Wegzehrung zurück ins Ruhrgebiet.

Paula Neufeld