von Christian Kleeberg

Hochtourenkurs im Silvrettagebirge

An einem Samstagabend traf sich eine achtköpfige bergbegeisterte Truppe unserer Sektion in Galtür. Einzelne Bekanntschaften innerhalb der Gruppe existierten bereits und doch haben sich keine Grüppchen abgegrenzt.  Trotz der unterschiedlichen Altersklassen zeichnete sich schnell ab, dass diese Woche etwas ganz Besonderes werden sollte. Denn die Atmosphäre innerhalb der Gruppe war seit dem gemeinsamen Abendessen in Galtür sehr gut, da die Vorfreude auf die Berge eine große Gemeinsamkeit war.

Am Sonntagmorgen parkten wir an der Bieler Höhe und starteten unsere gemütliche Wanderung zur Wiesbadener Hütte. Diese Hütte in 2443 Metern Höhe beherbergte uns eine Woche in zwei Vierbettzimmern. Der Charme der rustikalen Einrichtung ließ eine heimelige Atmosphäre entstehen und unser Lieblingskellner amüsierte uns täglich mit seiner spärlich abgesicherten Gratwanderung zwischen schlagfertigen Neckereien und unverschämten Kommentaren.

Nicht nur die Gletscher schwinden

Die erste Tour führte uns nach einer kleinen Wanderung zum Vermuntgletscher, wo wir uns in zwei Viererseilschaften anseilten, um zur Ochsenscharte zu gelangen. Tagesziel war, über einen Grat den Ochsenkopf (3057m) zu besteigen. Als jedoch die ersten vier von uns den Grat betreten hatten, bemerkten wir, dass die Mischung aus dem brüchigen Gestein und einer Achterseilschaft den Grat vollständig auflösen würde. Uns bot der Anblick auf das nah gelegene Fluchthorn, was einigen Alpengipfeln noch an Felsbruch bevorsteht. An eine gefahrenlose Fortsetzung war nicht zu denken. Reiners verlorene Sonnenbrille führte jedoch spontan zu Kursinhalten, wie das eisschraubengesicherte Abseilen und dem Eingraben eines “toten Mannes“.

Den Ochsenkopf konnten wir am nächsten Tag dann über die Tiroler Scharte erreichen. Der Blick von dort oben war schlichtweg atemberaubend und der Doppelgipfel bot uns ideale Fotomotive.

Der Mittwoch stand ganz im Zeichen der Kursübungen. Im nahgelegenen Klettergarten übten wir die Spaltenbergung mit Prusikschlaufen, sowie mit Klemmgeräten. Doch das heranziehende Gewitter vertrieb uns rechtzeitig zurück zur Hütte, wo wir gerade noch den ersten Donnerschlägen entkamen.

Am Donnerstag bestiegen wir die Dreiländerspitze. Dabei überwanden wir zunächst den uns bekannten Vermuntgletscher, sowie mehrere leichte Kletterpassagen. Das schmale Gipfelplateau bot uns erneut einen grandiosen Rundblick.

Der letzte Tag unseres Kurses führte uns zum Ochsentaler Gletscher. Dort sollten wir unter Anderem erste Erfahrungen im Eisklettern in Gletscherspalten sammeln, sowie das Anlegen einer Eissanduhr kennen lernen. Doch ein erneutes Gewitter zwang uns zur Rückkehr. Geschützt unter unseren Rucksäcken warteten wir auf eine Regenpause, um zur Hütte zu sprinten – genau rechtzeitig vor einem gewaltigen Hagelschauer.

Rückblickend war es nicht nur die grandiose Bergwelt des Silvrettagebirges, die diese Woche unvergesslich machte, sondern vor allem die großartige Stimmung in unserer Gruppe. Diese Woche hat uns gezeigt, wie Berge Menschen unterschiedlicher Art zusammenbringen können.