Hochtourengrundkurs im Pitztal – August 2024
Offene Gletscherspalten und eindrucksvolle Bergmomente
Am Samstag, dem 17. August, begann unsere elfköpfige Gruppe, bestehend aus acht Teilnehmenden und drei Kursleitern, den Hochtourengrundkurs im Pitztal. Die Gruppe, mit einer Altersspanne von 24 bis 67 Jahren, fand schnell zusammen, und die Vorfreude auf die bevorstehenden Tage war groß. Nach der Anreise und einer kurzen Kennenlernphase teilten wir das Vereinsmaterial, darunter Seile, Eisschrauben und Sicherungsgeräte, auf unsere Rucksäcke auf und machten uns auf den Weg zum Taschachhaus, das uns die nächsten Tage beherbergen sollte.
Der Sonntag wurde von Regenwetter geprägt, was uns nicht davon abhielt, drinnen Knotentechniken in der Kletterhalle des Taschachhauses zu üben. Anschließend widmeten wir uns neben der Hütte dem Mannschaftszug, einer wichtigen Technik zur Spaltenbergung in Seilschaften ab vier Personen. Das schlechte Wetter förderte den Zusammenhalt in der Gruppe, und die Stimmung war trotz der widrigen Umstände ausgezeichnet.
Am Montag lag der Schwerpunkt auf der Selbstrettung aus Gletscherspalten in kleineren Seilschaften von zwei bis drei Personen. Wir probierten verschiedene Methoden in der kleinen Kletterhalle der Hütte aus, bevor wir uns am Nachmittag zum ersten Mal auf den Taschachferner wagten. Der Gletscher, der aufgrund des Klimawandels zu dieser Jahreszeit keine Firnauflage mehr hatte, stellte besondere Herausforderungen dar. Alle Spalten waren sichtbar, was das Gehen erschwerte, aber auch die Sicherheit erhöhte. Das Gehen mit Steigeisen war dabei eine neue Erfahrung für viele von uns.
Am Dienstag starteten wir frühmorgens zum Taschachferner, wo wir im steilen Gelände Gehübungen absolvierten. Zudem konnten auch noch zwei Eispickel, die in eine Spalte gefallen waren, erfolgreich geborgen werden. Am Nachmittag übten wir vor dem Taschachhaus die Bergung aus einer Gletscherspalte in Dreierseilschaften mit der Technik der losen Rolle, eine intensive, aber lehrreiche Erfahrung.
Der Mittwoch führte uns mit Steigeisen in zwei Seilschaften auf eine Höhe von 3100 Metern. Hier oben übten wir das legten von T-Ankern in einem der wenigen verbliebenen Firnfelder, eine wichtige Sicherungstechnik bei Hochtouren. Der Zustand des Gletschers und die sichtbaren Auswirkungen des Klimawandels machten diesen Aufstieg besonders herausfordernd.
Am Donnerstag standen Sturzübungen auf einem Schneefeld in 3000 Metern Höhe auf dem Programm. Hier lernten wir, wie man sich bei einem Sturz im Firn selbst abbremst. Anschließend vertieften wir unsere Kenntnisse in der Spaltenbergung in einem Eis-Canyon und ließen uns in eine trockene Gletschermühle ab, was sowohl physisch als auch psychisch anspruchsvoll war.
Der Freitag wurde genutzt, um an der Hütte den Umgang mit Seilen und das Abseilen zu üben. Die Tourenplanung und Orientierung im Gebirge mit Karte und Kompass sowie die Beurteilung der Wetterlage waren ebenfalls wichtige Themen, die uns für zukünftige Hochtouren rüsteten.
Am Samstag, dem 24. August, traten wir nach einem letzten gemeinsamen Abstieg die Rückreise an. Die Woche war eine intensive, aber äußerst lehrreiche Erfahrung, die uns nicht nur technisches Wissen vermittelte, sondern auch das Bewusstsein für die Herausforderungen, die der Klimawandel für die Alpen mit sich bringt, schärfte. Die gute Stimmung und der Zusammenhalt in unserer Gruppe machten diese Tage zu einem unvergesslichen Erlebnis. Wir blicken zurück auf eine Zeit voller Herausforderungen, Lernprozesse und gemeinsamer Freude in den beeindruckenden Bergen des Pitztals.